„Ursprünglich war da eine einzigartige Beziehung zwischen JAHWE und dem Menschen. Eine Gemeinschaft, ja sogar Freundschaft. Der Garten Eden bot den vollkommenen Lebensraum.“
Zitat: „Der Fremde auf dem Weg nach Emmaus“
Ein ganzes Leben
Ich erinnere mich an diesen besonderen Moment, als wenn es gestern gewesen wäre.
Wir waren ungefähr fünfzehn Menschen in einem schlichten Tagungsraum und schauten in das begeisterte Gesicht von Anton. Ich saß ihm gegenüber und konnte sehen, wie seine Augen zu strahlen begannen, als er uns die erste Begegnung zwischen Gott und dem Menschen beschrieb. Seine Freude steckte uns an und vor meinem inneren Augen nahmen Antons Worte Gestalt an. Ich konnte mir vorstellen, wie Gott Adam einlud, den wunderschönen Garten Eden zu bewundern. Ich sah sie, wie zwei gute Freunde am Fluss entlang spazieren. Jahwe präsentierte Adam die Fische und Vögel und erlaubte ihm jedem einen Namen zu geben.
„Gott wollte mit dem Menschen ganz innige Gemeinschaft haben,“ beschrieb Anton diesen wunderbaren Zustand und ich merkte, wie mit diesem Worten in meinem Herzen eine tiefe Sehnsucht geweckt wurde.
Eine Freundschaft mit Gott, dem heiligen Jahwe? Es schien mir bis zu diesem Abend unmöglich.
Seid meiner frühesten Kindheit war Gott ein Teil von mir.
Er war der Grund, warum ich den Kindergottesdienst besuchte, Bibelverse auswendig lernte und mich an die Gebote hielt, die meine Eltern mir erklärten. Gott passte auf mich auf, wenn ich alleine war und half mir Gutes zu tun.
Doch Gott war scheinbar auch der Grund, der ab dem 16. Lebensjahr von mir verlangte, ein Doppelleben zu führen. Das Erfüllen von traditionellen Werten und die entgegengesetzten Wünsche eines Mädchens, das den Spaß im Leben nicht verpassen wollte, trieben mich nachts heimlich aus dem Haus.
Da draußen schien ein Leben auf mich zu warten, das Ausgelassenheit und Spaß versprach. Zuerst heimlich, doch dann immer offensiver widersetzte ich mich den Regeln und Werten der christlichen Erziehung. Innerlich begann ich jedoch nach und nach zu zerreißen. An manchen Abenden verstand ich mich selbst nicht mehr. Wenn meine Freund auf Partys über Gott herzogen nahm ich für ihn Partei ein. Ich verteidigte Gott, obwohl ich seine Gebote nicht mehr halten wollte.
Ich war auf der Flucht, vor einem Leben, das von mir verlangte mich zu verkleiden und eine Frisur zu tragen, die mich zu einer Außenseiterin gemacht hatte.
All diese Dinge wollte ich nicht mehr. Aber wollte ich auch Gott nicht mehr?
Ich wusste es nicht.
Es waren mehrere Jahre, in denen ich versuchte, das aufzuholen, was ich glaubte verpasst zu haben.
Und dann lernte ich meinen jetzigen Ehemann kennen. Mit dieser Beziehung entstand in mir ein neuer Wunsch nach Sicherheit und Zuverlässigkeit. Wir sprachen über meine religiöse Vergangenheit und ich war erleichtert zu sehen, das er den Glauben an Gott nicht verachtete.
Denn wenn ich mich auch gegen ein Leben als Christ entschieden hatte, so hatte ich nie aufgehört an einen Gott zu glauben.
Es war eine Arbeitskollegin, die mich nach mehreren Gesprächen über Gott zu diesem Bibelkurs* einlud. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, das Gott mir in diesem schlichten Tagungsraum, in der Gegenwart mir völlig fremder Menschen neu begegnen würde.
Doch er tat es.
„Ursprünglich war da eine einzigartige Beziehung zwischen JAHWE und dem Menschen. Eine Gemeinschaft, ja sogar Freundschaft. Der Garten Eden bot den vollkommenen Lebensraum,“ zitierte Anton aus dem Buch „Der Fremde“.
Ich spürte, wie in meinem Innersten eine Sehnsucht nach dieser einzigartigen Beziehung erwachte.
War es möglich, das ich Jahre lang, in meinem Bestreben nichts zu verpassen, das wichtigste doch verpasst hatte?
Wöchentlich lernte ich mehr über Gott und seine Eigenschaften kennen. Ich begann die Bibel im Zusammenhang zu verstehen. Ich verfolgte die Ereignisse, die ich aus der Sonntagsschule noch gut kannte mit Spannung und fand mich selbst in ihnen wieder.
Und dann kam der Abend, an dem Anton von der Kreuzigung Jesu berichtete. Gemeinsam lasen wir aus Johannes 15,13 :
„Niemand liebt mehr als einer, der sein Leben für seine Freunde einsetzt.“
Diese einzigartige Beziehung zu Gott war nur über seinen Sohn möglich. Und dieser Sohn Gottes wollte mein Freund sein.
Ich wartet, bis sich die restlichen Teilnehmer verabschiedet hatten und nach Hause fuhren. Dann beteten Anton und ich gemeinsam. Ich erneuerte meine Beziehung zu Gott und seinem Sohn Jesus Christus.
An diesem Abend vergab er mir alle Schuld der vergangen Jahre.
Was dann folgte, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Ich war wie der verlorene Sohn, der nach Hause gekommen war, um für immer bei seinem Vater zu bleiben. Ich konnte diese besondere Beziehung spüren, die mich mit Gott verband. Es war genau das eingetroffen, wovon Anton in den ersten Stunden berichtet hatte.
Es war nicht der Garten Eden, den ich mit Gott gemeinsam durchquerte.
Es war viel mehr.
Es war mein ganzes Leben.
*In dem Bibelkurs werden mit Hilfe der Bücher „Der Fremde auf dem Weg nach Emmaus“ und „Der Versprochene“ die Wahrheiten der Bibel vermittelt. Wöchentlich finden zur Zeit bis zu vier Kurse in den Räumen des GoodSeed Büros statt.